Als wäre die sportliche Situation bei Hertha BSC nicht schon angespannt genug, wird jetzt auch noch das gesamte Umfeld zu einem Pulverfass. Grund dafür ist Ex-Trainer Jürgen Klinsmann, der die gesamte Vereinsführung in massiver Form an den Pranger gestellt hat. Vor allem Geschäftsführer Michael Preetz trifft fast schon vernichtende Kritik des ehemaligen Bundestrainers. Die Vorbereitung auf das wichtigte Spiel in Düsseldorf am Freitag ist schon jetzt elementar gestört. In Berlin dreht sich alles nur noch um die gewaltigen Vorwürfe von Klinsmann, die Hertha-Bosse haben bereits auf einer Pressekonferenz reagiert.
Es ist ein brutaler Rundumschlag, der das Tischtuch zwischen Jürgen Klinsmann und allen Verantwortlichen bei Hertha BSC wohl endgültig zerschnitten hat. Auslöser war ein Bericht der Sport Bild, die am Mittwoch aus einer Art “Protokoll” des Berliner Ex-Trainers zitiert hat.
Klinsmann teilt kräftig aus
Wie das Blatt an die Aufzeichnungen gekommen ist, blieb unklar. Die Klinsmann-Seite hat die Echtheit des Dokuments aber bestätigt. Bei Hertha wird längst spekuliert, dass Klinsmann und sein Umfeld die pikanten Vorwürfe absichtlich an die Sport Bild lanciert haben.
Jürgen Klinsmann war von November bis Februar als Cheftrainer bei der Hertha eingesprungen, bevor er völlig überraschend zurücktrat. Das Fazit seiner Amtszeit liest sich wie eine schonungslose Abrechnung.
Preetz wird an den Pranger gestellt
“Die komplette Geschäftsleitung muss sofort ausgetauscht werden”, heißt es unter anderem in dem Protokoll. Geschäftsführer Michael Preetz habe eine “katastrophale Kaderplanung” vorgenommen. Überhaupt habe Preetz “jahrelang desaströse Versäumnisse in allen Bereichen” zu verantworten.
Es gebe bei Hertha BSC “keine Leistungskultur” und das betrifft laut Klinsmann alle Abteilungen: “Die Mediziner sind inkompetent und für den modernen Profifußball nicht geeignet.” Auch die Medienabteilung bekam ihr Fett weg, sie habe “keine Ideen und den Trainerstab niemals verteidigt”.
Hertha wollte Rangnick
Überhaupt herrsche bei Hertha eine “Lügemkultur”, so sei beispielsweise der Verhältnis zwischen Preetz und den Spielern “zerstört”. Der Club wäre ohne den Trainerwechsel direkt in die zweite Liga abgestiegen, heißt es in dem Dokument. Denn die meisten Spieler seien “zu alt und zu satt”.
Außerdem wurde durch das Klinsmann-Protokoll bekannt, dass sich Hertha im vergangenen Herbst offenbar um eine Verpflichtung von Ralf Rangnick als Trainer bemüht hat. Der Ex-Coach von RB Leipzig hatte aber wohl mit dem Verweis abgesagt, auf keinen Fall unter Michael Preetz arbeiten zu wollen. Erst nach dieser Absage sei Klinsmann als Trainer eingesprungen.
“Widerliche und unverschämte Angriffe”
Hertha BSC hat am Nachmittag bereits reagiert und die Vorwürfe scharf zurückgewiesen. “Ich bin persönlich halte das aus. Aber gegen die widerlichen und unverschämten Angriffe auf unsere Mitarbeiter wehre ich mich entschieden. Das ist perfide. Es geht hier um Menschen, die rund um die Uhr für Hertha arbeiten”, so Michael Preetz.
Gut möglich, dass Hertha sich auch juristisch gegen die Behauptungen von Klinsmann zu Wehr setzt. “Wir behalten uns rechtliche Schritte vor”, bestätigte Preetz.
Freitag in Düsseldorf: Wie reagiert die Mannschaft?
Am Freitag tritt die Mannschaft bei der formstarken Düsseldorfer Fortuna an. Nach der 0:5-Heimpleite gegen Köln am letzten Samstag lagen bei den Spielern ohnehin die Nerven blank. Jetzt wird es spannend zu beobachten sein, die wie Profis samt Interimstrainer Nouri das neue Chaos wegstecken.