Hertha BSC hat wohl einige der turbulentesten Tage in seiner Vereinsgeschichte hinter sich, man könnte auch von einem riesigen Chaos sprechen. Ausgelöst wurden die Konfusion von Jürgen Klinsmann, der erst völlig Überraschend seinen Job als Cheftrainer hinwarf und als Reaktion darauf von Investor Lars Windhorst aus dem Aufsichtsrat geschmissen wurde. Mit seinem Schritt hatte Klinsmann nicht nur die gesamte Führungsetage der Berliner überraschend, sondern auch seinen bisherigen Co-Trainer eiskalt erwischt. Quasi über Nacht wurde Alexander Nouri zum Chefcoach befördert, der 40-Jährige trägt nun die Verantwortung für die extrem wichtigen Partien gegen Paderborn, Köln, Düsseldorf und Bremen.
Nach diesen vier Duellen gegen direkte Konkurrenten im Abstiegskampf dürfte man bei der Hertha schon schlauer sein. Entweder die Mannschaft fährt genügend Punkte ein und kann die letzten Saisonspiele relativ entspannt angehen. Oder die ohnehin schon angespannte Lage wird noch bedrohlicher, was einen Existenzkampf bis zum letzten Spieltag bedeuten würde.
Als Co-Trainer von Klinsmann geholt
Die erhofften Big Points soll nun ausgerechnet Alexander Nouri einfahren, der erst im November von Jürgen Klinsmann als Co-Trainer ins Boot geholt wurde. Der Ex-Coach von Werder Bremen bestätigte am Freitag, dass auch ihn der Rücktritt von Klinsmann wie aus dem Nichts getroffen habe.
“Entscheidung hat mich überrascht”
“Ich habe es am Dienstagmorgen erfahren, kurz vor der Mannschaft. Ich war verblüfft. Vor allem hat mich die Endgültigkeit seiner Entscheidung sehr überrascht”, so Nouri. Zusammen mit dem ehemaligen Chef die Brocken hinzuschmeißen, sei ihm aber nie in den Sinn gekommen: “Wir haben doch eine Verantwortung gegenüber dem Verein.”
Unverhoffte Chance für Nouri
Für Nouri ist die aktuelle Situation eine unverhoffte Chance, sich noch einmal als Cheftrainer in der Bundesliga zu beweisen. Unter normalen Umständen hätte der Deutsch-Iraner diese Gelegenheit wohl nicht bekommen, denn seine Karriere war eigentlich deutlich auf dem absteigenden Ast.
21 sieglose Spiele als Cheftrainer
Kein Wunder, denn bei seinen letzten Stationen war Nouri fast schon legendär erfolglos. Insgesamt ist Alexander Nouri als Cheftrainer seit 21 (!) Ligaspielen in Folge ohne Sieg. Diese Zahl ergibt sich aus 13 erfolglosen Partien mit Werder Bremen, bevor er dort im Oktober 2017 entlassen wurde.
Es folgte ein Engagement beim damaligen Zweitligisten FC Ingolstadt, wo er im Herbst 2018 in acht Spielen keinen einzigen Dreier holte und nach nur zwei Monaten wieder gefeuert wurde. Das ist die drittlängste Sieglos-Serie eines Trainers im deutschen Profifußball, die es je gegeben hat.
Bricht die Serie schon in Paderborn?
Gegen diesen Makel kämpft Nouri also jetzt als Cheftrainer von Hertha BSC. Und schon am Samstag beim SC Paderborn bietet sich die große Chance, diese Pleiten-Serie zu beenden. Bei den Buchmachern ist die Hertha gegen den Aufsteiger immer ganz leicht in der Favoritenrolle.
Nouri versprüht jedenfalls Optimismus: “Es waren gute Trainingstage, alle ziehen mit. Alle sind konzentriert und bereit für das Spiel gegen Paderborn. Wir wollen defensiv wieder gut stehen, aber diesmal auch im Ballbesitz mehr Lösungen haben.”
Cunha steht bereit
Helfen dürfte dabei defintiv die Tatsache, dass Neuzugang Matheus Cunha jetzt spielberechtigt ist und im Kader für Samstag steht. Hertha hatte den Stürmer in der Winterpause für 18 Millionen Euro von RB Leipzig verpflichtet. Nicht ausgeschlossen, dass der Brasilianer sogar in der Startelf aufläuft.