Bei Borussia Dortmund brodelt derzeit die Gerüchteküche. Zwar hat der BVB am vergangenen Wochenende durch den glücklichen 2:1-Sieg bei Hertha BSC einen kleinen Schritt aus der Krise geschafft, die Lage bleibt aber ernst. Schon beim nächsten Rückschlag dürften die Diskussionen um Trainer Lucien Favre wieder hochkochen. Der introvertierte Schweizer ist nur noch ein Coach auf Abruf, hinter den Kulissen basteln die BVB-Bosse längst an einem Plan B. Sollte es tatsächlich zu einer Entlassung von Favre kommen, gibt es einen kleinen Kreis möglicher Nachfolger. Wie zu hören ist, beschäftigt sich Dortmund auch mit Roger Schmidt. Eine erste Kontaktaufnahme zum Ex-Trainer von Bayer Leverkusen soll es bereits gegeben haben.
Während einer laufenden Saison den Trainer zu wechseln, bedeutet immer ein gewisses Risiko. Aktuell scheint die Situation besonders verzwickt, weil der Trainermarkt ausgedünnt ist. Wer ist verfügbar und kann langfristig helfen? Diese Frage stellen sich die Bosse momentan nicht nur beim FC Bayern, sondern auch bei Borussia Dortmund.
Der BVB enttäuscht sein Monaten
Im Gegensatz zu den Bayern hat der BVB seinen Trainer zwar noch nicht vor die Tür gesetzt. Dass Lucien Favre aber noch eine Zukunft als Chefcoach in Dortmund hat, halten fast alle Experten inzwischen für ausgeschlossen. Die Frage ist nicht ob, sondern nur wann die Borussia die Reißleine zieht.
Der knappe und glückliche Sieg gegen eine komplett verunsicherte Hertha wird auch beim BVB die Probleme nicht verschleiern. Maßlos enttäuschende Auftritte wie gegen Union Berlin (1:3), Werder Bremen (2:2), den SC Freiburg (2:2), Inter Mailand (0:2), Schalke 04 (0:0), Bayern München (0:4) oder den SC Paderborn (3:3) ziehen sich wie ein roter Faden durch die gesamte Saison.
Watzke verweist auf die Mechanismen der Branche
Die Dortmunder Mannschaft bringt ihr zweifellos vorhandenes Potenzial einfach nicht auf den Platz, vor allem die Leistungen in Auswärtsspielen sind fast durchgängig eine Katastrophe. Nur weil die Konkurrenz ebenfalls außergewöhnlich viele Punkte liegen lässt, ist der Abstand zur Tabellenspitze noch nicht komplett abgerissen.
BVB-Sportdirektor Michael Zorc hat nach dem Sieg in Berlin zwar betont, dass man in Dortmund keine Trainerdiskussion führe. Aber es gilt auch das Wort von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der auf der Mitgliederversammlung darauf hingewiesen hatte, dass im Fußball letztlich die Ergebnisse zählen. So sei eben das Geschäft.
Vier Nachfolger werden gehandelt
Sollte der BVB beispielsweise in der kommenden Woche aus der Champions League ausscheiden, könnte die Stimmung bereits kippen. Hinter den Kulissen plant die sportliche Führung der Borussia längst auch für den Fall, dass eine Trennung von Lucien Favre unumgänglich ist.
Derzeit werden vier Trainer als mögliche Favre-Nachfolger gehandelt: Daniel Farke (Norwich City), Ralf Rangnick (ehemals RB Leipzig), Ralph Hasenhüttl (FC Southampton) – und Roger Schmidt (ehemals Bayer Leverkusen).
Sammer soll für Rangnick plädieren
Bei Farke und Hasenhüttl gibt es das Problem, dass beide noch bei ihren Clubs in der Premier League unter Vertrag stehen und wohl erst im kommenden Sommer verfügbar wären. Rangnick soll der Favorit von BVB-Berater Matthias Sammer sein, eine erste Kontaktaufnahme hat es offenbar schon gegeben.
Schmidt und der BVB – das könnte passen
Und dann ist da eben noch Roger Schmidt, dessen Namen man in der vergangenen Woche auffällig oft am Rheinlanddamm gehört hat. Der 52-Jährige stand bis zum Sommer beim chinesischen Erstligisten Beijing Guoan unter Vertrag. Davor arbeitete Schmidt drei Jahre lang sehr erfolgreich als Chefcoach bei Bayer Leverkusen.
Die stets gut informierte Tageszeitung Die Welt spekulierte erst am Montag darauf, dass Schmidt beim BVB intern inzwischen die Top-Lösung sei. Fest steht, dass Roger Schmidt sofort verfügbar wäre und für einen Fußball steht, der zum BVB passen würde: Hohes Pressing, absolute Laufbereitschaft und totale Offensive. Wie man aus Dortmund hört, haben die BVB-Bosse auch bei Schmidt bereits vorsichtig angeklopft.